Der Biber in der Schweiz

 

Der Biber ist in der Schweiz bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ausgerottet worden. Die ersten Biber wurden ab 1956 an der Versoix im Kanton Genf ausgesetzt. Bis 1977 folgten an rund 30 Stellen 141 Tiere. Heute leben wieder rund 4900 Biber in der Schweiz und Liechtenstein.

 

Durch konsequente Schutzmaßnahmen und Auswilderungen im 20. Jahrhundert haben sich die Bestände des Bibers in den letzten Jahrzehnten wieder erholt. Er lebt in langsam fliessenden und stehenden Gewässern mit Gehölzen nahe dem Ufer.

 

Der Biber kann wie keine andere Art seinen Lebensraum aktiv seinen Bedürfnissen anpassen. Indem er Bäche staut und stehende Gewässer schafft, Höhlen in die Uferböschung gräbt und flächig Bäume fällt kann er ganze Landschaften verändern. Davon profitiert eine Vielzahl von anderen Arten. Einige Arten sind sogar direkt von den Aktivitäten des Bibers abhängig.

 

Dem Biber kommt deshalb eine wichtige Rolle in der Geschichte und im Naturhaushalt der Gewässer zu. Er ist eine wichtige Schlüsselart für Lebensräume in und an Gewässern und fördert die Biodiversität aktiv.

 

 

Biber  Fäll Platz Teufenbach Seeufer
© 2022 Foto Ranger P. Wyss / Biber Fäll Platz Ufer Hallwilersee

Lebensnotwendige Holzernte

 

Die ökologischen Bedürfnisse des Bibers sind ein wichtiges Kriterium zur Definition ihres potenziellen Lebensraums:

 

  • Als semiaquatisches Tier beansprucht der Biber neben Gewässern auch Uferbereiche. 
  • Nahrung in unmittelbarer Gewässernähe (max. 20 m vom Gewässerrand) 
  • Langsam fliessende Gewässer und Ufer zum Graben ihrer Bauten 

 

Am ehesten ist dies an unverbauten, naturnahen Uferbereichen, Auengebieten, Seen im Tiefland unterhalb

von 700m gegeben.

 

Höhere Fliessgewässer mit zu schneller Strömung, zu starkem Gefälle oder Geröll im Flussbett meiden Biber normalerweise ebenso wie Gewässer in tieferen Lagen, bei denen sie keinen Einfluss auf plötzliche und starke Hochwasser nehmen können.

 

In einem bis zu 20 m breiten Streifen entlang der Gewässer sucht der Biber nach Nahrung oder Baumaterial. Seine "Holzernte" gleicht dabei ein wenig dem forstlichen Femelschlag, denn er richtet kleine Fäll Plätze ein, an denen er den Wald intensiv nutzt und auslichtet. Im nächsten Winter geschieht dies in einem anderen Teil seines Reviers. So kann sich die Vegetation immer wieder regenerieren.

 

Biber betätigen sich aber nicht nur als Holzfäller, sondern tragen auch durch Verschleppen von Pflanzenmaterial oder Fällung von Weiden, die erneut ausschlagen, zur Verbreitung der Gehölze bei.

 

Nur selten treffen Biber noch naturnahe, standortgerechte Ufervegetation an. Die wenigen standortgerechten Gehölze fallen dann oft komplett ihrer Holznutzung zum Opfer. Ist jedoch ein breiter,

gut strukturierter Ufersaum vorhanden, sind die Schäden dagegen kaum sichtbar.

 

Somit ist der Biber ein Indikator für falsche Ufernutzung, denn Weihnachtsbaumanpflanzungen direkt neben Gewässern entsprechen sicherlich nicht der natürlichen Vegetation.

 

Bilder Wildtierkamera Januar 2022 ( Biberfamilie beim Bauarbeiten an ihrer Biberburg / Hallwilersee Uferschutzzone)

 

Vielfach wird die Reviergrösse einer Tierart von der Lebensraumqualität bestimmt. Dies trifft auch für den Biber zu. In Revieren mit ausreichendem natürlichem Nahrungsangebot nutzt er kürzere Uferstrecken als in Gebieten mit einem mageren Angebot. Wenn der Lebensraum übernutzt wird, ziehen die Tiere weiter und die Weichhölzer können sich erholen und nachwachsen, bis sie vielleicht einige Jahre später erneut einem Biber als Lebensgrundlage dienen.

 

Das grösste Konfliktpotential zwischen Biber und Mensch findet sich somit in suboptimalen Lebensräumen. Für den Biber wird es aber immer schwieriger, neue konfliktarme Lebensräume zu finden.